Direkt hintereinander zwei Besuche führten zu direkt hintereinander zwei Berichten über das Verschwörhaus. Einmal von Mario Wiedemann vom „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann-Stiftung, der uns im Rahmen seiner Open-Data-Rundreise quer durch Deutschland besuchte. „Jede Stadt braucht ein Verschwörhaus wie in Ulm“, titelt er:
Dieser Ansatz sollte Schule machen und ich habe Ulm mit dem Eindruck verlassen, dass jede Stadt einen digitalen Experimentierraum wie das Verschwörhaus haben sollte.
Nur wenige Tage später war Felicitas Wilke von der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung bei uns zu Gast und nahm sich – wie vorher auch Mario Wiedemann – einen kompletten Nachmittag bis spät abends Zeit, das Haus und die dort aktiven Gruppen zu erkunden. „Die gute Verschwörung“ heißt ihr Artikel, und sie vergleicht das in-die-eigenen-Hände-nehmen-Prinzip im Verschwörhaus mit nichts kleinerem als dem Bau des Ulmer Münsters:
In Ulm haben sie sich also mal wieder Großes vorgenommen: Diesmal bauen sie kein Münster, sondern wollen mit dem Verschwörhaus dazu beitragen, die Gesellschaft zu verändern. Allein mit LoRaWAN, Sensoren und Schmuck aus dem 3-D-Drucker klappt das nicht. Mit engagierten Bürgern, wie es sie hier schon immer gab, vielleicht schon.
Tatsächlich hat sich einiges seit dem Bezug der Räume getan. Das meiste davon ist Infrastruktur gewesen und fast unsichtbar: Mit Hardware aus Überlassungen konnten wir in wenigen Tagen ein Gigabit-Netz aus dem Boden stampfen, kurz danach gab es ein schnelles, zentral gemanagtes WLAN in allen von uns benutzten Räumen. Mittlerweile funktioniert auch die hausinterne Telefonie – von der im Artikel genannten Feldfernsprechvermittlung 10 OB mit Amtszusatz über das schnurlose DECT-Telefon bis zum IP-Telefon.
Feldvermittlung statt Tischkicker, das wird im Artikel als Kontrast zu Silicon-Valley-Startup-Centern herausgestellt. Und ja, wir haben ganz bewusst nichts von all dem im Haus, was sich üblicherweise in einer firmeneigenen Intrapreneur-Schmiede findet. Johannes Kleske erklärt in seinem Text, warum das Palettensofa als Kreativschmiedeneinrichtung mittlerweile ein recht sicheres Zeichen für Cargo Cult ist – dass heute nachgemacht wird, was 2009 in Startups im Silicon Valley betrieben wurde. In der Regel, ohne dabei zu bedenken, was in den 50 Jahren vor 2009 im Silicon Valley passierte. Stattdessen also der Ackerschnacker, als Einrichtungselement genauso wie als Herausforderung, das Teil mit moderner Telefontechnik zu verbinden.
Das berühmte Sofa hat @geichris angeschafft, und mittlerweile ist es Teil eines Farbkonzepts von Designerin (nicht Künstlerin! :D) Petra Schmitt. Wer vor dem Verschwörhaus steht, hat das passende Gelb bereits auf unserem Infoscreen gesehen, der (neben der Website) immer über die kommenden Termine informiert. Das von Martin Leibinger entworfene Pixelgrafik-Logo wird von drei Farben ergänzt:
Noch ist lange nicht alles so eingerichtet, wie es sein soll. Nach den ersten großen Umräumaktionen im Sommer und nachdem die erste Infrastruktur im Hintergrund stand, haben wir den Zustand sofort für Inhalt und Programm genutzt, und im Januar und Februar haben wir uns den Tresorraum im Keller vorgenommen.
5,5m^2 Ziegelwand bezwungen, Fenster in der Tresor-Werkstatt freigelegt \o/ Fehlt nur noch die Milchglasfolie außen. #vshleakspic.twitter.com/Du819fHGZA
Das von der Fensterfreilegung inspirierte Stillleben hat es leider nicht in den Artikel geschafft 😀
Für die kommenden Wochen und Monate ist zwar wieder jede Menge Programm und Auslastung im Verschwörhaus geplant, wir haben aber wohlweislich einige Zeiträume für die anstehenden Bauarbeiten im vorderen Teil des Hauses geplant. Es bleibt dabei, dass nichts so bleibt, wie es war – einen kleinen Vorgeschmack bietet schon der gerade laufende Tinkertank-Workshop, der das Haus bereits am Sonntag ganz anders aussehen ließ als im Artikel vom Samstag 😉
Wuhuu, diese Woche ist Tinkertank bei uns – und bringt eine _ganz_ andere Atmosphäre ins Haus! \o/ pic.twitter.com/oO5dGwkOmf