Wie das Verschwörhaus zum Nicht-ganz-Fernseh-Studio wurde

Der Zuspielraum. Von hier aus kamen das Pausenzeichen und die Uhr, das Morgen- und Nachtprogramm, die Anmoderation – und natürlich der Gong

Die remote chaos experience (rc3) – der Ersatz des Chaos Communication Congress 2020 – war für alle Beteiligten eine spannende und unbekannte neue Herausforderung. Nicht mehr gemeinsam mit 15.000 anderen Menschen in Leipzig, sondern dezentral aus ganz vielen Orten galt es ein gemeinsames Programm zu gestalten. Es gab eine virtuelle Welt, deren spannende Hintergründe im aktuellen Chaosradio beleuchtet werden. Die Wikipaka-WG des vorhergehenden Congress wurde mit sehr viel Detailliebe nachgebaut und erfreute sich großer Beliebtheit für abendliches Zusammensein 🙂

Und es gab natürlich auch das, was sonst in Leipzig ein Bühnenprogramm gewesen wäre – nur eben nun ganz anders.

Bild Hauptregie

Die Hauptregie. Hier wurden die Beiträge aus der Konserve abgespielt und die dezentralen Beitragenden für den Frageteil zusammengemischt

Der eigentliche Plan war, ganz viele dezentrale Bühnen in ganz Deutschland bereitzustellen, und dazu verschiedene Regiezentralen, die die verschiedenen Kanäle dann mit Inhalt bespielen. Wir haben uns relativ früh dafür entschieden, im Verschwörhaus keine dezentrale Bühne anzubieten. Zu groß erschien uns das Risiko, Ursache für Infektionen zu sein – wir sind weiterhin seit dem Oktober bis auf wenige Wartungs- und Unterhaltsarbeiten komplett geschlossen, und würden uns wünschen, wenn auch viel mehr andere Orte so zur Pandemieeindämmung beitragen würden. Und zwar nicht nur diejenigen Orte, die Freizeit, Kultur, Zerstreuung oder schlicht Freude betreffen.

Stattdessen waren wir „nur“ – und zwar mit stringenten Auflagen – einer der Regieorte für Wikipaka Television und Fernstreamen, das gemeinsame Programm von Jugend hackt (namentlich OKF Deutschland und mediale pfade), Wikimedia Deutschland, dem Verstehbahnhof und uns – und allen, die sich diesem Universum verbunden fühlen. Aufgeteilt in drei separate Räume hatten wir ein Einspielstudio, die Hauptregie und einen Tonaufnahmeraum – gemeinsam konnten wir so zeitweise komplett das Programm inklusive der Moderation der Fragerunden übernehmen; zu anderen Zeiten teilten wir uns das mit anderen Zuspielorten vor allem in Berlin.

Um sicherzugehen, dass bei den über 21 Stunden Programm möglichst alles reibungslos geht, hatten wir uns entschieden, so viele Beiträge wie möglich „aus der Konserve“ einspielen zu können und nur die anschließenden Fragerunden live zu senden. Das nahm sehr viel Druck aus der Produktion und sorgte dafür, dass wir mit einem sehr sehr schlanken Team vier Tage Programm streamen konnten.

Schon früh war klar, dass wir uns beim visuellen und akustischen Design am öffentlich-rechtlichen Rundfunk zwischen den 1960ern und 1980ern anlehnen wollten – schließlich ging es bei der rc3 auch um verteilte Sendehäuser, die gemeinsam ein Programm auf die Beine stellen. Und so bekamen wir ein 1a ARD-Style Sendedesign von Bleeptrack, eine in Windeseile gebaute Studiouhr von blinry, und eine ganze Reihe möglicher Pausenzeichen von Scott Hühnerkrisp, die wir zu einem Senderdesign zusammenbauen konnten.

Und natürlich den Gong!!!!1

Ein echter Tagesschau-Stabgong war schon lange auf der Wunschliste. Nur sind die Dinger sehr schwer zu finden. Aber das war jetzt einfach der perfekte Anlass, einen aufzutreiben. Dafür gibt es jetzt Bilder davon unter Freier Lizenz auf Wikimedia Commons, Video- und Tonaufnahmen folgen noch. Denn ein paar Baustellen gibt es bislang noch.

Die Aufzeichnungen sind nämlich zwar mittlerweile allesamt in der „Mediathek“ des c3voc veröffentlicht. Wir möchten aber auch möglichst alle der Videos so barrierefrei wie möglich bereitstellen, weswegen wir gemeinsam – und hier ist vor allem unser aktueller FSJler Jan zu loben! – mit dem System von c3subtitles auch Untertitel für die Videos anbieten möchten. Wer hier helfen möchte, ist herzlich eingeladen! Für Einsteiger:innen bietet es sich an, die Qualitätssicherung bei den „gelben“ Vorträgen zu machen – das heißt, zu prüfen, ob die Textblöcke zeitlich passend eingeblendet werden. Wie das geht und was dabei zu beachten ist, ist hier dokumentiert. Wir freuen uns auch sehr über Beiträge bei den vergangenen Congressen. Fortgeschrittene, die hierbei schon Erfahrung gesammelt haben, können sich auch gerne an die Korrektur der automatischen Transkripte wagen.

Alles in Allem war das eine spannende Erfahrung mit einem tollen Team aller beteiligten Einrichtungen, das bewiesen hat: Veranstaltungen mit herausragendem Programm und Wow-Effekt können auch in Zeiten der Pandemie Freude bereiten!

Unser Programm auf dem #rc3

Die Remote Chaos Experience 2020 (rc3) hat angefangen, und damit auch unser Beitrag aus dem Verschwörhaus-Studio zum gemeinsamen Programm von Wikipaka Television und Fernstreaming, dem Online-Ersatz für die schon Tradition gewordene Wikipaka-WG von Wikimedia Deutschland, Jugend hackt, Open Knowledge Foundation, mediale pfade, Verstehbahnhof und uns.

Die kommenden drei Tage noch koordinieren wir verteilt über Deutschland und darüber hinaus das gemeinsame Streamingprogramm rund um Transparenz, Mitmachstaat, Jugendarbeit und gerne auch mal etwas Unsinn, das über WTF in die Welt gestreamt wird. Aber auch die vielen anderen Kanäle bei rc3 haben Programm zu bieten – wie viel, verrät der Blick in den offiziellen Fahrplan (andere Ansicht hier). Rein nach dem WTF-Programm gefiltert haben wir natürlich auch eine Ansicht.

![Bild Aufzeichnung](/wp-content/uploads/2020/12/Bildschirmfoto-von-2020-12-28-01-58-39-1024x560.png)
Aufzeichnung aus dem Relive

Alle Programme findet ihr auf streaming.media.ccc.de/rc3 (Direktlink zu WTF hier). Nach und nach wird auch das gesendete Programm im Relive online gehen – von Tag 1 möchten wir beispielsweise Open Discourse und Transparenz im Bundestag hervorheben. Der zeigt auch, wie viel Arbeit an ganz vielen Orten in diesem gemeinsamen Programm steckt: Aufgenommen wurde der Beitrag mit dem Team der c-base in Berlin, gesendet wurde er bei uns, und die Fragerunde haben Florian und Philipp von Zuhause aus mit uns durchgeführt.

Voraussichtlich ab morgen werden wir uns an die offiziellen Releases der gesendeten Beiträge machen. Jetzt gehts aber erstmal ins Bett ;)

Kein Congress, trotzdem Chaos, trotzdem Wikipaka-WG

Dreimal haben wir bereits zur Wikipaka-WG auf dem Chaos Communication Congress in Leipzig beitragen dürfen. Die Wikipaka-WG, das war seit 2017 der gemeinsame Ort von Jugend hackt, den Communities der Open Knowledge Foundation Deutschland, mediale pfade, Verschwörhaus, Verstehbahnhof und von Wikimedia Deutschland auf dem Congress, mit von Jahr zu Jahr immer noch größerer Bühne und eigenem Programm.

Dieses Jahr wird alles anders, denn natürlich kann es keinen Congress mit 17.000 Menschen in der Messe Leipzig geben. Stattdessen wird es die remote chaos experience (rc3) geben – mit Programm von zuhause aus oder einem von vielen derzeit entstehenden dezentralen Studios.

Auch wir möchten uns wieder an diesem Programm beteiligen. Zum Einen, indem wir mit unserer Technik als Studio beitragen. Schon in den Wochen vor Weihnachten wird bei uns die Aufzeichnung von Beiträgen möglich sein.

Zum Anderen möchten wir aber auch wieder als Wikipaka-WG unser ganz eigenes Programm gestalten, das zu unseren Fokusthemen passt: Offene Daten, Freies Wissen, Jugendbeteiligung, WikiData, oder wie man die öffentliche Hand zappelnd und schreiend ins 21. Jahrhundert bringt 😉

Derzeit laufen noch die Calls for Participation, und du kannst auf zwei Arten beitragen:

  1. Du reichst deinen Programmvorschlag über den offiziellen Call for Participation des rc3 ein. Das ist noch bis zum 20. November um 22:59 MEZ möglich. Wenn du ganz gezielt als Teil der WikiPaka-WG beitragen möchtest, kannst du das in der Einreichung anmerken. Wir haben aber auch die Möglichkeit, aus der breiten Masse der Einreichungen welche zu finden, die nicht für das „Hauptprogramm“ geeignet waren, aber genau unsere Nische treffen.
  2. oder Du reichst deinen Vorschlag über unseren eigenen CfP ein. Das ist bis zum 30. November um 23:23 MEZ möglich.

Beim Format sind uns diesmal ganz andere Grenzen gesetzt als das auf der Bühne der Fall war. Du wolltest schon immer mal eine Open-Data-Abendshow machen? Oder gemeinfreie Musikstücke einspielen und das als Nachtstream senden lassen? All das wird diesmal möglich sein. Überrasche uns! :)

Resource Exhaustion: Wir waren auf dem 36C3

Wie schon in den vergangenen Jahren waren wir zwischen Weihnachten und Neujahr beim 36C3, dem 36. Jahrescongress des Chaos Computer Club in Leipzig. Und wie in den vergangenen Jahren waren wir dort Teil der großartigen WikiPaka-WG, der gemeinsamen WG von Wikimedia Deutschland, Open Knowledge Foundation, mediale pfade – und eben uns. Neben den angeschlossenen „Vorgärten“ aus Verstehbahnhof, den ChaosPatInnen und – diesmal neu – der JunghackerInnengruppe chaos.jetzt gehörte auch in diesem Jahr wieder eine eigene Bühne und ein eigener Workshopspace mit dazu, die in den vier offiziellen Congresstagen mit ordentlich Programm befüllt wurden.

20 Vorträge mit 13,5 Stunden Laufzeit wurden dort über unser Video-Setup und die Infrastruktur des c3VOC gestreamt und aufgezeichnet. Einige davon werden erst noch in den kommenden Tagen endgültig online gehen, denn – auch das war dieses Jahr neu – wir waren Versuchs- und Ausbildungsbühne auf dem Congress. Bereits ab dem 17. Dezember waren WG-MitbewohnerInnen für den Aufbau in Leipzig, und Leute von uns waren selbst über die Weihnachtstage vor Ort, um schon zum 23.12. eine technisch vollständige Bühne zum Laufen zu bringen. Auf der konnte das VOC seine neue Software vorab testen, die dann während des Congress live auf allen Bühnen im Einsatz war. Und deswegen gab es auch ein paar technische Pannen, die nun Nacharbeit bei den Videos nötig machen 😀

Doch auch die Ausbildung des HackerInnennachwuchs war uns ein Anliegen. Ab dem Tag vor dem Congress konnten Interessierte eine Einführung in Kameraführung, Bild- und Tonabmischung bekommen. Und erstmals hatten wir auch eine Übersetzungskabine für das c3lingo-Team bei uns, in der EinsteigerInnen mit vergleichsweise wenig Druck selber einmal ausprobieren konnte, Vorträge von und nach Englisch (oder in andere Sprachen) zu übersetzen. Die Ergebnisse lassen sich in den Zusatztonspuren der Vorträge anhören 🙂

Neben dem aufgezeichneten Programm gab es zudem eine Vielzahl nicht aufgezeichneter Vorträge und Workshops. Von einer Einführung in das Onlinezugangsgesetz bis zum Hands-on-Workshop, wie sich eigene Distributionen bauen lassen, war hier sehr viel geboten.

Und nicht zuletzt haben bei uns im Haus Aktive dieses Mal richtig viel gestalterischen Einfluss auf den „großen“ Congress genommen. Nachdem Bine alias bleeptrack beim 35c3 bereits den inoffiziellen Schildergenerator gebaut hatte, hatte sie dieses Mal das ganz offizielle Congress-Design gestaltet und gemeinsam mit blinry die Eröffnungs- und die Schlussveranstaltung verantwortet. Ganz großes Kino! Bine hat ihre Eindrücke in einem ihrer Work-in-Progress-Videos aufbereitet, das sich anzusehen sehr lohnt.

Und als sei das nicht genug, hatten Max alias robbi5 und Consti alias ubahnverleih an Tag 4 noch einmal die zweitgrößte Bühne des Congress, um mit „Verkehrswende selber hacken“ nicht nur zu zeigen, was sie privat an Forschung rund um Bike- und Scootersharing betrieben haben, sondern auch dazu aufzurufen, es ihnen gleich zu tun und den eigenen technischen Sachverstand zum Nutzen der Allgemeinheit einzusetzen. Die beiden sind seit Sommer 2019 Teil einer Fellowship der Stadt Ulm, die sich zum Ziel gemacht hat, im Verschwörhaus entstandene Ideen als „richtige“ öffentliche Angestellte auch zu verstetigen und so auch dazu beizutragen, diese technische Expertise in die Verwaltung zu tragen. Das gibt es bislang sonst nur selten anderswo zu sehen 🙂

Die Zeit seit Neujahr haben wir indes mit dem Rücktransport der ganzen Technik aus Leipzig und dem Einsortieren aller Dinge zurück ins Haus verbracht, so dass wir ins neue Jahr 2020 starten können – seit gestern geht es mit dem Jugend hackt Lab ins neue Jahr, heute treffen sich Bewerbungscafe und CTF-Treffen erstmals wieder, und Freitag startet erstmals F.U.C.K. Ulm. Ein gutes Neues also! :D

Rebooting…

Da war schon wieder alles vorbei…

Da war schon wieder alles vorbei…

Die erste Januar-Woche mussten wir erst mal nutzen, um wieder einsatzklar zu werden – denn zwischen den Jahren war eine ganze Abordnung aus dem Verschwörhaus auf dem 34C3, dem großen Jahrescongress des Chaos Computer Club in Leipzig.

Dort durften wir die „Wikipaka-WG“ mitgestalten: Eine gemeinsam mit Wikimedia Deutschland, Jugend hackt und einigen anderen Civic-Tech-Projekten bespielte Fläche. Im Blog der OKFN gibt es eine Empfehlungsliste der Vorträge auf den „großen“ Bühnen, auf die wir hier gern verweisen – zusätzlich gibt es noch einiges Sehens- und Hörenswertes aus unserem eigenen Orbit:

Zum Einen war Herr Mies will’s wissen mit gleich zwei Folgen thematisch und örtlich bei uns. In der Congress-Sonderfolge 1 landete er in unserem Vorgarten bei den Chaospatinnen, und nach einem Exkurs ins Sendezentrum landete er nochmal in der Wikipaka-WG, um zuerst @bleeptrack und danach @sondala zu interviewen. In der regulären Folge 15 interviewte er außerdem nochmal separat Paula von Jugend hackt… über Jugend hackt 😉

Zum Anderen hatten wir auch eigenes Programm in unserem „Esszimmer“, das wir mit dem Verschwörhaus- und Wikimedia-Videoequipment für die Nachwelt erhalten konnten. Teile sind mittlerweile von Maxi neu geschnitten und auf Youtube online – eventuell wandern sie demnächst auch ins C3VOC auf media.ccc.de 🙂

Im neuen Jahr geht es indes gleich weiter wie gewohnt – einfach auf den Kalender schauen, wann wir offen haben und was los ist!