Der Juni begann mit sich stapelnden Warnungen des Deutschen Wetterdienstes und des Hochwassernachrichtendienst Bayern: Starkregen war angesagt und außerdem war ein signifikantes Hochwasser für Iller und Donau zu erwarten.
Mit den mehreren Wasserschäden durch Starkregen vom vergangenen Jahr im Kopf gingen wir also in die Vorsorge. Es galt, die Abläufe rund um das Gebäude und die Fallrohre am Vordach rundherum zu kontrollieren und sicherzustellen, dass auch ein ergiebiger Dauerregen gut abfließen könnte. Gleichzeitig beobachteten wir den Stand der Iller am Pegel Kempten, der mit einigen Stunden Versatz auch den Pegel der Donau beeinflussen würde.
Beim Jahrhunderthochwasser (von denen wir in der Region seither gleich mehrere erlebten) 1999 war die Neu-Ulmer Innenstadt spektakulär abgesoffen. Seither haben beide Städte umfassende Hochwasserschutzmaßnahmen unter anderem mit mobilen Spundwänden implementiert, so dass laut der bayerischen Prognosekarten ein hundertjähliches Hochwasser unser gemeinsam mit dem Haus der Nachhaltigkeit betriebenes Haus eher nicht treffen würde. Bei einem Extremhochwasser über ein hundertjährliches Hochwasser hinaus wären wir laut Prognose aber mittendrin gewesen. Also galt es, den Keller zu überprüfen und dafür zu sorgen, dass im Fall der Fälle nichts auf dem Boden stand, was durch Wasser verderben oder das Wasser kontaminieren würde.
Letztlich wurde es im Gegensatz zum südöstlichen Landkreis Neu-Ulm in der Stadt kein Extremhochwasser und die Maßnahmen reichten aus. Spektakulär sah es dennoch auch in der Stadt aus. Wir waren mit unserer Kamera unterwegs und haben den Zustand vom 1. Juni umfassend für Wikimedia Commons dokumentiert. Unsere Bilder sind in den Kategorien June 2024 floods in Ulm und June 2024 floods in Neu-Ulm einsehbar und dürfen zu den Konditionen der Creative-Commons-Lizenz wiederverwendet werden. Direkt am Tag danach war eines der Fotos auch eines der ersten Bilder im Wikipedia-Artikel zum Hochwasser in Süddeutschland 2024 (diff).
Das Hochwasser traf uns am Ende doch noch. Der bayerische HND misst auch an verschiedenen Messstellen den Grundwasserpegel, und der stieg nach dem Durchlauf der Hochwasserscheitel von Iller und Donau sehr rapide an. Und so drückte es auch an der tiefsten Stelle im Keller bei uns langsam herein. Der Bereich wurde durch Geräte aus unserem Mini-Bauhof sehr professionell abgeschrankt und das Wasser abgepumpt, so dass im Nachgang nur mehr einige Wochen lang die schon von den Wasserschäden vom letzten Jahr bekannten Trockungsgeräte die Restfeuchte aus dem Keller saugen mussten.
Unsere regelmäßigen Aktivitäten
Neben all der akuten Gefahrenabwehr lief natürlich weiterhin unser regelmäßiges Programm, zu dem wir im Juni wieder deutlich über 100 Menschen begrüßen durften.
Wir hatten wie gewohnt zwei offene Maker Mondays mit angeschlossener offener Holz- und Metallwerkstatt. Bei RAD-ikal technisch ging es wieder um technische Werkzeuge zur Förderung des Radverkehrs in der Doppelstadt, gemeinsam mit dem ADFC. Die Live let’s plays verabschieden sich nun erst einmal in die Sommerpause, fanden aber im Juni noch einmal wöchentlich mit vier Ausgaben statt. Immer noch zum Kernprogramm gehören die zweiwöchentlichen Abende um The Things Network/LoRaWAN, die zudem zwei Mal im Juni unsere Elektronikwerkstatt für alle Interessierten öffneten. Die CTF/PPP-Gruppe traf sich zwei Mal und spricht auch zunehmend Jugendliche an, die in die Welt des spielerischen Umgangs mit Computersicherheit eintauchen möchten. Beim Nähcafé reparierten Besucher*innen wieder ihre mitgebrachte Kleidung oder nähten Sommerstücke passend zur Saison um. Die F.U.C.K.-Gruppe hatte im Juni zwei Treffen für alle nicht-männlichen Menschen, die sich mit IT beschäftigen möchten, und das Jugend hackt Lab bot erneut seinen monatlichen Anlaufpunkt für alle jungen Menschen, die spielerisch einen Zugang zu IT und Freiem Wissen bekommen möchten. Um Freies Wissen ging es auch im 3. Viertel von Wiki loves Basketball, wo lokale Aktive einen maschinenlesbaren Zugang zu Stammdaten von Basketball-Spieler*innen in der semantischen Wissensdatenbank Wikidata schafften.
Wie quasi jeden Monat gab es auch im Juni wieder eine Menge Hausmeistereiaufgaben. Die Holzwerkstatt beispielsweise sieht derzeit von Woche zu Woche anders aus, denn die eher provisorische Ersteinrichtung direkt nach dem Einzug weicht nun Schritt für Schritt einer durchdachteren Aufteilung, durch die auch die neu angeschafften Maschinen besser nutzbar werden. Gleichzeitig gehen wir systematisch den über die Jahre gewachsenen Fundus durch und markieren die Geräte und Werkzeuge, deren Nutzen für unsere Werkstatt eher gering scheint.
Auch im Atelier geht es voran: Eli hat eine weitere Druckpresse gebaut und getestet. Und auch die Keramikabteilung nähert sich der Inbetriebnahme. Die Tonabscheider sind gebaut und zumindest provisorisch installiert und auch der Brennofen wurde aufgebaut und ist bereit für erste Tests. Wer also schon eine Weile nicht mehr bei uns war, sollte das unbedingt nachholen – denn es gibt eine Menge Veränderungen zu entdecken.
Danke an alle, die an uns denken
Egal ob vor Ort oder aus der Ferne, wir freuen uns immer wieder über alle, die an uns denken und uns unterstützen. Sei es durch eine regelmäßige oder Einzelspende zum Beispiel auf betterplace oder direkt, aber auch über Erwähnungen und Erzählungen unserer Geschichte.
Ein besonderer Dank gilt diesen Monat der mehrfachen Erwähnung auf dem Panel „Caring for our Web – Software-Projekte als Care-Work“ auf der re:publica 2024. Dort stellte tante, der zuletzt auf den Denkanstößen 2024 als Referent in Ulm war, ab Minute 0:50:07 heraus, dass eine Stadt mit sehr viel Wucht und Dominanz in Ehrenamtsprojekte hineingrätschen kann. Ab Minute 0:53:56 erklärt er auf eine Publikumsnachfrage noch einmal kurz die Geschichte und nennt das Vorgehen der Stadt Ulm „the best practice for doing it the worst way“ – und Franziska Heine von Wikimedia Deutschland stellt klar, dass Wikimedia uns am neuen Standort unterstützt und dass das Vorgehen der Stadt kein gutes Beispiel für den Umgang einer Kommune mit der lokalen Ehrenamtscommunity ist. Vielen herzlichen Dank für diese shout-outs – und natürlich auch für die Förderung durch Wikimedia Deutschland, durch das wir unseren ursprünglichen und selbst gewählten Auftrag weiter verfolgen können!